Selbstbestimmtes Leben im Alter

Seit 2012 wirkt in Deutschland die «Nationale Allianz für Menschen mit Demenz». Sabine Jansen, die Geschäftsführerin unserer Schwesterorganisation Deutsche Alzheimergesellschaft (DAlzG), stellte sie am 29. September 2016 in Saarbrücken am Kongress der DAlzG vor.

Die «Nationale Allianz» ging aus der Demografiestrategie 2011 der Bundesregierung hervor. Diese steht unter dem schönen Titel «Jedes Alter zählt», und eines ihrer sechs Ziele ist «Selbstbestimmtes Leben im Alter». Die «Nationale Allianz» ist zwar noch keine Demenzstrategie, aber immerhin Teil einer Strategie. Unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen setzen sich dafür ein, dass sie bald zur deutschen Demenzstrategie wird.

Die Massnahmen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen stehen im Dienst des «selbstbestimmten Lebens im Alter»: Eine überzeugende Zielvorgabe! Auch wir setzen uns ja für einen Umgang mit Demenz ein, der die Dauer der Autonomie so lange wie möglich fördert. Dazu kommt, dass viele pflegende und betreuende Angehörige selber betagt sind. Auch sie sollen ein selbstbestimmtes Leben führen können: Sie müssen so beraten und unterstützt werden, dass die Pflege- und Betreuungsaufgaben sie nicht überfordern.

Das Vorgehen der «Nationalen Allianz» ist vergleichbar mit der schweizerischen Nationalen Demenzstrategie. 2014 wurde eine Agenda mit vier Handlungsfeldern verabschiedet: Wissenschaft und Forschung, Gesellschaftliche Verantwortung, Unterstützung von Menschen mit Demenz und deren Familien, Gestaltung des Unterstützungs- und Versorgungssystems. Sodann wurden 155 Massnahmen vereinbart. Diese sind, wie Sabine Jansen feststellt, «zum Teil als konkrete Handlungsaufträge, zu anderen Teilen eher vage formuliert». Bemerkenswert ist, dass alle Massnahmen in einem Monitoringprozess verfolgt werden. Dieses wird durch die Geschäftsstelle der «Nationalen Allianz» durchgeführt, die im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben angesiedelt ist. Diese Geschäftsstelle führt das Monitoring durch. Sie veröffentlichte soeben ihren ersten Zwischenbericht: Link hier.

Auch die breite politische Abstützung ist mit unserer NDS vergleichbar: Demografiestrategie und «Nationale Allianz» werden durch Ministerien beider Koalitionspartner getragen. DAlzG setzt sich nun dafür ein, dass die Besserstellung der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen auch in die Wahlprogramme aller Parteien für die Bundestagswahlen 2017 aufgenommen wird.

Als Bundesstaat ist Deutschland besser mit der Schweiz vergleichbar als die meisten andern Länder Europas. Die Bundesländer unterscheiden sich fast wie die Kantone. So haben auch erst drei Bundesländer, nämlich Schleswig-Holstein, das Saarland und Bayern, Demenzpläne. Es lohnt sich sehr, die Entwicklung des Umgangs mit Demenz in Deutschland zu beobachten!

Ulrich Gut.